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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
11.01.2012 | Musicals und Shows | Magazin

Der Weihnachtszirkus von Flic Flac


Riskante Sprünge mit dem Motorrad
Als die Brüder Benno und Lothar Kastein im Jahre 1989 einen neuen Zirkus mit dem Namen "Flic Flac" gründeten, ahnte vermutlich niemand, dass dies die Geburt einer Show-Legende war, die das traditionelle Bild des Zirkus in Deutschland gehörig auf den Kopf stellte. Statt Tierdressuren und heimeliger Plüsch-Atmosphäre setzte man von Anfang an auf ein schrill-lautes Konzept mit waghalsiger Artistik, wie man sie sonst hierzulande nirgendwo anders sehen konnte. Die Rechnung ging auf – die immens hohe Qualität der "Flic Flac"-Programme sprach sich wie ein Lauffeuer herum, selbst Weltklasse-Veranstaltungen des Cirque du Soleil konnten dem Zirkus der Brüder nicht die Stirn bieten.

Als Benno Kastein schließlich im Jahre 2010 bekannt gab, dass "Flic Flac" seinen Tourbetrieb einstellen würde, entstand eine riesige Lücke im deutschen Zirkus-Angebot, die nie geschlossen werden konnte: Keine andere Show konnte an den kalkulierten Wahnsinn und die avantgardistischen Inszenierungen von "Flic Flac" anschließen.

Umso angenehmer war die Überraschung, dass es Ende 2011 neben dem seit 2009 etablierten "Festival der besten Artisten" in Kassel gleich zwei verschiedene neue Programme in speziellen Weihnachts-Zirkussen geben wird. Als Standorte hatte man sich für Nürnberg und Dortmund entschieden. Und nach dem Besuch der Show "Schrille Nacht, eilige Nacht" im Ruhrgebiet ist klar: "Flic Flac" ist mit einem Paukenschlag zurück! Neben den Westfalenhallen kann man das typisch gelb-schwarze Zelt, das für den Weihnachtszirkus neu angeschafft wurde, schon von weitem leuchten sehen. Während das Foyer mit einem stimmungsvollen Lichterdach noch eine weihnachtliche Wärme ausstrahlt, geht es im Hauptzelt schon ganz anders zu: unzählige Scheinwerfer und Spots an gewaltigen Lichttraversen sorgen mit einer größeren Portion Bühnennebel für eine gewisse Erwartungshaltung, während aus den Lautsprechern Amy Whinehouse klingt und damit schon dezent andeutet, dass hier gleich kein Tusch und keine Musik aus "Salto Mortale" ertönen wird. Stattdessen gibt es Musik von Rammstein oder Live-Performances von Sänger Frank Fabry mit seiner Band, der vielen Artistiknummern nicht nur mit seinen Texten den passenden Rahmen gibt, sondern mit seiner Stimme durchaus auch an Till Lindemann erinnert – für die neue Show hätte man wohl kaum einen besseren Sänger finden können.

Kraftvolle Artistik
Für alle Kenner von "Flic Flac" gibt es eine gute Nachricht: der altbekannte "Globe of Speed" hat seinen Weg nach Dortmund gefunden. Die gewaltige Stahlkugel, in der sieben Motorradfahrer gleichzeitig durch das Gebilde donnern, ist nach wie vor mehr als beeindruckend. Allerdings dient sie diesmal auch gleichzeitig als Requisit, wenn zum Finale vier Motorräder mit Hilfe einer mobilen Sprungschanze gleich neben den Besuchern aus den Gängen in die Höhe schnellen, über jene Kugel springen, sich dabei sogar um die eigene Achse drehen und schließlich am anderen Ende des Zeltes wieder sicher landen. Diese Darbietung ist schlicht und ergreifend atemberaubend – dass so etwas physikalisch überhaupt möglich ist, grenzt an so manche Vorstellungskraft der Besucher.

Überhaupt scheinen allzu oft die Grenzen des eigentlich Machbaren überschritten zu werden. Wenn beispielsweise der Schweizer "Rigolo" 13 Palmäste und eine Feder zu einer riesigen Skulptur zusammen steckt, die sich nur durch Gleichgewicht von selbst trägt, mag man seinen Augen kaum trauen. Zugegebenermaßen dauert der Aufbau dieses Konstrukts etwas lange, aber das Ergebnis ist so unglaublich, dass man ihm diese Zeit auch zugestehen mag, zumal diese ruhige Nummer auch einen guten Kontrast zum ansonsten eher lauten und temporeichen Programm darstellt. Ebenso beeindruckend ist auch der Schleuderbrett-Act der elfköpfigen Formation "Jump! Truppe Dosov", die damit sogar einen Silbernen Clown in Monte Carlo abräumen konnte. Wenn Artisten auf Stelzen in die Höhe geschleudert werden, dabei mehrere Salti drehen und wieder sicher auf dem Boden landen, kann man einfach nur begeistert klatschen.

Bis zu sieben Motorräder im Globe of Speed
Hula-Hoop, ein Duett am Trapez, Handequilibristik, Trick-Diebstahl oder eine Luftring-Nummer: das Programm des Weihnachtszirkus ist so vielfältig wie eh und je. Und es spielt wie schon früher in einer ganz eigenen Liga. Die insgesamt rund zweistündige Show lässt keine Langweile aufkommen und beherrscht neben den lauten auch die leisen Töne auf eine grandiose Art und Weise – und dies alles auch noch zu einem äußerst moderaten Eintritt, der anderen vermeintlichen High-End-Produktionen, für die man locker das Dreifache bezahlen soll, die Schamesröte ins Gesicht treiben müsste. Der Erfolg gibt "Flic Flac" Recht: Die geplante Spielzeit wurde sowohl in Nürnberg als auch in Dortmund bis zum 15. Januar verlängert – also schnell noch Karten reservieren! Man kann nur hoffen, dass Benno Kastein vielleicht doch noch ein Einsehen hat und irgendwann wieder durch Deutschland tourt, denn eines hat der Weihnachtszirkus mehr als deutlich gezeigt: Es gibt keine Konkurrenz, die es mit "Flic Flac" aufnehmen könnte, und es gibt Lücken, die einfach wieder geschlossen werden müssen!

Weitere Informationen zu den Preisen und Spielzeiten finden Sie im Internet unter www.flicflac.de.

© parkscout/MV, Fotos: Flic Flac

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