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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
04.11.2010 | Musicals und Shows | Magazin

GOP Variete Essen: Angell


Ein Engel und ein Kontrabass
Bereits im Juni 2009 feierte das Programm "Angell" des Cirque Bouffon, das in Kooperation mit der GOP Entertainment Group entstand, in Spanien seine Premiere. Nach Gastspielen in Arnheim, Köln, Münster und Bad Oeynhausen startet das Spektakel um einen seltsamen Engel nun auch im Essener GOP Variete – was den Zuschauer bei dieser eigenwilligen Produktion erwartet, wollen wir kurz vorstellen...

Integraler Bestandteil von "Angell" sind die Kompositionen des Kontrabassisten Sergej Sweschinskij, der mit seinem langen Ledermantel und düsterem Blick einem modernen Vampirfilm entstiegen zu sein scheint. Im direkten Kontrast dazu steht der Klangvirtuose Adam Tomaszewski, der mit Latzhose, Percussions und einem Xylophon für den passenden Rhythmus sorgt. Den Gesang schließlich übernimmt Anja Krips, gleichzeitig Direktorin des Cirque Bouffon und stimmgewaltiger Dreh- und Angel(l)punkt des musikalischen Treibens auf der Bühne, die in ihrem mittelalterlich anmutenden Gewand im wahrsten Sinne des Wortes den Ton angibt. Keine Frage – dieses Trio ist das klare Highlight einer ansonsten sehr egozentrischen Show, die beim Publikum nicht nur auf Zuneigung stoßen wird. Sehr schade, dass andere Instrumente in den Musikstücken leider vom Band kommen und nicht ebenfalls live on Stage gespielt werden.
Sergej Sweschinskij
Mögen Sie Roberto Benigni? Wenn Sie ein Faible für den italienischen Komiker und Oscar-Preisträger haben, werden Ihnen mit Sicherheit auch die Eskapaden von Mick Holsbeke gefallen, der als weißer Engel über allem schwebt und auch gerne mal in das Geschehen in unserer Welt eingreift. Ob man diese nun schreiend komisch oder eher todlangweilig findet, liegt mit Sicherheit im Auge des Betrachters – der Autor dieser Zeilen hat sich zumindest für letzteres entschieden, auch wenn die Besucher am Nachbartisch Tränen gelacht haben. Ähnliches gilt für den "Hauruck-Humor" seines Partners Igor Vasiliev, der dem Kontrabass von Sweschinskij entsteigt. Über nichts kann man vermutlich mehr streiten als über Humor – an die träumerisch-poetische Performance eines Herrn Niels kommen die beiden jedoch trotzdem nicht heran...

Die Artistik-Nummern schwanken von solide (Nataliya und Viktor Nebrat mit einer Partnerakrobatik und Mikhail Stepanov an den Strapaten) über originell (Iryna Bondarenko als jonglierende Primaballerina und Natalie Reckert als wild gackerndes Equilibristik-Huhn) bis hin zu völlig durchgeknallten Darbietungen von Marie-Juana Jimenez, die mit einem breiten Grinsen im Gesicht und einem schrillen Flamenco-Outfit fast schon parodistische Trapez- und Schlappseilakrobatik zeigt. Bis auf eine wunderschöne Ring-Nummer in Verbindung mit einem Kontrabass bleibt die Inszenierung aber seltsam unromantisch und gestelzt künstlerisch, es fällt einem vor allem in der ersten Halbzeit schwer, einen Zugang zu "Angell" zu finden. Doch auch wenn die zweite Hälfte der Show mitreißender ist: Regisseur Frederic Zipperlin, ehemaliges Mitglied des Cirque du Soleil, hat sich ein wenig zu sehr von den Konzepten des Sonnenzirkus leiten lassen, die wie zum Beispiel im Falle "Varekai" oder "Saltimbanco" oft Durchschnittliches durch multimedialen Pomp zu einem Event hochstilisieren. Und wenn eben dieser Pomp fehlt, werden die Schwächen des Programms umso deutlicher.

Ob einem nun "Angell" gefällt oder nicht, hängt stark von der Erwartungshaltung und dem eigenen Verständnis von Kunst und Humor ab. Das neue Programm im GOP Essen ist eine reine Konzept-Show mit Stärken und Schwächen – die Gewichtung muss jeder für sich selbst vornehmen. Und eine zumindest interessante Alternative zu den üblichen Nummern-Revues ist und bleibt es allemal. Weitere Informationen finden Sie unter www.variete.de.



© parkscout/MV, Bilder: GOP

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