30.06.2014 | Interviews | Magazin | Freizeitparks
Interview: Renovierung einer Achterbahn
Wir haben mit Andreas Sievering, General Manager des Fort Fun Abenteuerland, über die Gründe für die Renovierung der Achterbahn "Speed Snake" und die Details bei der Vorgehensweise gesprochen.
Parkscout: Wie kam es zu der Überlegung diese Standard-Vekoma-Achterbahn zu sanieren?
Andreas Sievering: In den letzten Jahren haben sich die schlechteren Kritiken unserer Gäste zu der Anlage hinsichtlich der Fahreigenschaften gehäuft und auch die Kosten der Instandhaltung des Zuges erhöhten sich kontinuierlich. Da wir viel Wert auf die Meinungen unserer Gäste legen und diesen ein durchweg positives und besonderes Erlebnis bieten möchten, mussten wir etwas unternehmen. Grundsätzlich liegt uns am Erhalt auch unserer alten Anlagen sehr viel. Nicht selten hören wir von Gästen, dass die SpeedSnake (ehemals Wirbelwind) ihre erste gefahrene Achterbahn war und dass viele schöne Kindheitserinnerungen daran haften. Des Weiteren steht diese sehr prominent mitten in unserem Park und ist unsere "große" Achterbahn. Somit standen wir vor der Entscheidung: Ist eine Renovierung wirtschaftlich darstellbar, technisch möglich, längerfristig wirksam und können die Fahreigenschaften merkbar verbessert werden? Wir als Parkmanagement und gerade auch die Mitarbeiter der technischen Abteilung, die teilweise schon seit den Anfängen der Anlage im Jahre 1981 dabei sind, hatten keine Bedenken über den grundsätzlichen Zustand des Stahlbaus. Nach Rücksprache mit dem TÜV Nord wurden wir in diesem Eindruck nur bestärkt. Der Zustand der Strecke ist sehr gut zu nennen und in den nächsten Jahren ist mit keiner Materialermüdung zu rechnen. Allein die ständige Belastung durch die Fliehkräfte hat die Strecke teils geweitet, Fahrschienen senken lassen, etc. Also Verschleiß, der nach über 30 Jahren Betrieb nicht vermeidbar ist. Aber das kann durch eine Track Correction eben wieder behoben werden. In diesem Zuge haben wir auch gleich die hydraulischen Anlagen des Upliftes erneuert und auch in den Zug wurde nochmals investiert.
Im Gegensatz zu der Alternative, also die Neuanschaffung einer Achterbahn in dieser Größenordnung innerhalb der nächsten drei Jahre, ist die Renovierung die wirtschaftlichste Lösung für einen Park in unserer Größe, trotz der relativ hohen Kosten von ca. 200.000 €. Und ganz nebenbei ist dieses Vorgehen in Sachen Nachhaltigkeit und Schonung von Ressourcen unschlagbar, was uns als Park in der Natur auch ein klares Anliegen ist: der Schutz dieser, unserer einzigen und einzigartigen Natur.
Parkscout: Technisch wäre ein Abbau und Verkauf aber möglich gewesen?
Andreas Sievering: Ja, das wäre möglich gewesen. Die Anlage steht ja ohne große Fundamente auf dem Boden auf und könnte relativ unkompliziert auf jeder anderen Fläche aufgestellt werden. Aber wie gesagt, wir hatten uns sehr früh für den Erhalt der Anlage und gegen einen Verkauf entschieden. Somit haben wir dort nicht weitergedacht.
Parkscout: Wieviel Planungszeit nimmt ein solches Vorhaben in Anspruch, ehe der erste technische Handgriff erfolgt?
Andreas Sievering: Die ersten Überlegungen gab es Anfang der Saison 2013 und wir haben die 3D-Vermessung in der Herbstsaison 2013 durchführen lassen.
Parkscout: Wie läuft der Teil des so genannten Retracking technisch ab und wer nimmt diese vor?
Andreas Sievering: Also auf der Grundlage von G-Kraft-Messungen und einer dreidimensionalen Vermessung der gesamten Strecke konnten Punkte, oder besser Streckenteile, eindeutig identifiziert werden, die nicht mehr im Soll liegen. Also wurden Schläge, Senkungen oder Spurweitenveränderungen, die die Fahreigenschaft des Zuges verschlechtern und/oder negativ auf den Zug wirken, eindeutig den einzelnen Streckteilen zugeordnet. An diesen Punkten wurden die Träger der Fahrschienen aufgetrennt, die Fahrschienen wieder gerichtet und anschließend erneut verschweißt. Dies geschah natürlich auch in drei Richtungen. Nach oben, unten und in der Breite, also in Beziehung zur gegenüberliegenden Fahrschiene. Alle Schweißnähte wurden anschließend zerstörungsfrei getestet und nochmals dreidimensional vermessen. Dies ist notwendig, da sich durch die Hitzeentwicklung der Schweißarbeiten der Stahl nochmals etwas verziehen kann. Insgesamt waren es bei uns weit über 100 einzelne Schweißnähte. Dank der sehr guten Arbeit von Vekoma bei der Ausrichtung und der ortsansässigen Firma Essfeld, die die Schweißarbeiten durchgeführt hat, musste nicht eine Stelle wieder aufgetrennt und nur wenige Stellen nochmals aufgeheizt und nur um wenige Millimeter gerichtet werden. Das war wirklich hervorragend.
Parkscout: Welche erweiterte Lebensdauer wird nach der Generalüberholung der Strecke zu Grunde gelegt?
Andreas Sievering: Das ist natürlich schwer zu sagen und niemand wird uns eine Garantie auf eine 33jährige Anlage dieser Art geben, aber wir rechnen mit einem gesicherten Betrieb von mindestens weiteren 10 Jahren.
Parkscout: Inwieweit gibt es durch den bereinigten Track eine Verbesserung für den Besucher?
Andreas Sievering: Ja, das ist die große Frage. Auf dem Papier sieht alles immer einfach aus. Und wenn ich die neuen Vermessungen sehe, muss die Verbesserung einfach spürbar sein. Der Zug wird nicht mehr wie, ich übertreibe hier jetzt einmal, ein Ball im Flipper durch die Strecke rumpeln, sondern wird sauber auf der angedachten Fahrspur durch die Strecke schießen. Ich gehe fest davon aus, dass es unsere Stammgäste merken und dies auch wertschätzen werden. Unsere neuen Gäste werden ein angenehmes Fahrgefühl erleben können. Schön wäre es, wenn unsere kleineren Gäste, die in 2014 die SpeedSnake zum ersten Mal fahren werden, in 15 bis 20 Jahren wieder vor dieser Anlage stehen werden und ihren Kindern freudig erzählen, dass die SpeedSnake ihr erstes Achterbahnerlebnis war.
Parkscout: Wie kam es zu der Überlegung diese Standard-Vekoma-Achterbahn zu sanieren?
Andreas Sievering: In den letzten Jahren haben sich die schlechteren Kritiken unserer Gäste zu der Anlage hinsichtlich der Fahreigenschaften gehäuft und auch die Kosten der Instandhaltung des Zuges erhöhten sich kontinuierlich. Da wir viel Wert auf die Meinungen unserer Gäste legen und diesen ein durchweg positives und besonderes Erlebnis bieten möchten, mussten wir etwas unternehmen. Grundsätzlich liegt uns am Erhalt auch unserer alten Anlagen sehr viel. Nicht selten hören wir von Gästen, dass die SpeedSnake (ehemals Wirbelwind) ihre erste gefahrene Achterbahn war und dass viele schöne Kindheitserinnerungen daran haften. Des Weiteren steht diese sehr prominent mitten in unserem Park und ist unsere "große" Achterbahn. Somit standen wir vor der Entscheidung: Ist eine Renovierung wirtschaftlich darstellbar, technisch möglich, längerfristig wirksam und können die Fahreigenschaften merkbar verbessert werden? Wir als Parkmanagement und gerade auch die Mitarbeiter der technischen Abteilung, die teilweise schon seit den Anfängen der Anlage im Jahre 1981 dabei sind, hatten keine Bedenken über den grundsätzlichen Zustand des Stahlbaus. Nach Rücksprache mit dem TÜV Nord wurden wir in diesem Eindruck nur bestärkt. Der Zustand der Strecke ist sehr gut zu nennen und in den nächsten Jahren ist mit keiner Materialermüdung zu rechnen. Allein die ständige Belastung durch die Fliehkräfte hat die Strecke teils geweitet, Fahrschienen senken lassen, etc. Also Verschleiß, der nach über 30 Jahren Betrieb nicht vermeidbar ist. Aber das kann durch eine Track Correction eben wieder behoben werden. In diesem Zuge haben wir auch gleich die hydraulischen Anlagen des Upliftes erneuert und auch in den Zug wurde nochmals investiert.
Im Gegensatz zu der Alternative, also die Neuanschaffung einer Achterbahn in dieser Größenordnung innerhalb der nächsten drei Jahre, ist die Renovierung die wirtschaftlichste Lösung für einen Park in unserer Größe, trotz der relativ hohen Kosten von ca. 200.000 €. Und ganz nebenbei ist dieses Vorgehen in Sachen Nachhaltigkeit und Schonung von Ressourcen unschlagbar, was uns als Park in der Natur auch ein klares Anliegen ist: der Schutz dieser, unserer einzigen und einzigartigen Natur.
Parkscout: Technisch wäre ein Abbau und Verkauf aber möglich gewesen?
Andreas Sievering: Ja, das wäre möglich gewesen. Die Anlage steht ja ohne große Fundamente auf dem Boden auf und könnte relativ unkompliziert auf jeder anderen Fläche aufgestellt werden. Aber wie gesagt, wir hatten uns sehr früh für den Erhalt der Anlage und gegen einen Verkauf entschieden. Somit haben wir dort nicht weitergedacht.
Parkscout: Wieviel Planungszeit nimmt ein solches Vorhaben in Anspruch, ehe der erste technische Handgriff erfolgt?
Andreas Sievering: Die ersten Überlegungen gab es Anfang der Saison 2013 und wir haben die 3D-Vermessung in der Herbstsaison 2013 durchführen lassen.
Parkscout: Wie läuft der Teil des so genannten Retracking technisch ab und wer nimmt diese vor?
Andreas Sievering: Also auf der Grundlage von G-Kraft-Messungen und einer dreidimensionalen Vermessung der gesamten Strecke konnten Punkte, oder besser Streckenteile, eindeutig identifiziert werden, die nicht mehr im Soll liegen. Also wurden Schläge, Senkungen oder Spurweitenveränderungen, die die Fahreigenschaft des Zuges verschlechtern und/oder negativ auf den Zug wirken, eindeutig den einzelnen Streckteilen zugeordnet. An diesen Punkten wurden die Träger der Fahrschienen aufgetrennt, die Fahrschienen wieder gerichtet und anschließend erneut verschweißt. Dies geschah natürlich auch in drei Richtungen. Nach oben, unten und in der Breite, also in Beziehung zur gegenüberliegenden Fahrschiene. Alle Schweißnähte wurden anschließend zerstörungsfrei getestet und nochmals dreidimensional vermessen. Dies ist notwendig, da sich durch die Hitzeentwicklung der Schweißarbeiten der Stahl nochmals etwas verziehen kann. Insgesamt waren es bei uns weit über 100 einzelne Schweißnähte. Dank der sehr guten Arbeit von Vekoma bei der Ausrichtung und der ortsansässigen Firma Essfeld, die die Schweißarbeiten durchgeführt hat, musste nicht eine Stelle wieder aufgetrennt und nur wenige Stellen nochmals aufgeheizt und nur um wenige Millimeter gerichtet werden. Das war wirklich hervorragend.
Parkscout: Welche erweiterte Lebensdauer wird nach der Generalüberholung der Strecke zu Grunde gelegt?
Andreas Sievering: Das ist natürlich schwer zu sagen und niemand wird uns eine Garantie auf eine 33jährige Anlage dieser Art geben, aber wir rechnen mit einem gesicherten Betrieb von mindestens weiteren 10 Jahren.
Parkscout: Inwieweit gibt es durch den bereinigten Track eine Verbesserung für den Besucher?
Andreas Sievering: Ja, das ist die große Frage. Auf dem Papier sieht alles immer einfach aus. Und wenn ich die neuen Vermessungen sehe, muss die Verbesserung einfach spürbar sein. Der Zug wird nicht mehr wie, ich übertreibe hier jetzt einmal, ein Ball im Flipper durch die Strecke rumpeln, sondern wird sauber auf der angedachten Fahrspur durch die Strecke schießen. Ich gehe fest davon aus, dass es unsere Stammgäste merken und dies auch wertschätzen werden. Unsere neuen Gäste werden ein angenehmes Fahrgefühl erleben können. Schön wäre es, wenn unsere kleineren Gäste, die in 2014 die SpeedSnake zum ersten Mal fahren werden, in 15 bis 20 Jahren wieder vor dieser Anlage stehen werden und ihren Kindern freudig erzählen, dass die SpeedSnake ihr erstes Achterbahnerlebnis war.
© parkscout/MV,MR