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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
07.10.2011 | Musicals und Shows | Magazin

The Rocky Horror Show




Dr. Frank N. Furter in seinem Element
Vor über 36 Jahren startete in den Kinos ein Rock-Musical, das heute zu den ganz großen Klassikern der Filmgeschichte gezählt werden muss: "The Rocky Horror Picture Show". Die Geschichte um den transsexuellen Dr. Frank N. Furter war jedoch schon vor ihrem Lichtspiel- haus-Debut ein großer Erfolg als Bühnen-Musical in England und in den USA. Das gerade tourende Musical "The Rocky Horror Show" ist also keineswegs eine Adaption des 1975 uraufgeführten Films, sondern geht vielmehr zurück zu den Wurzeln der Geschichte, nämlich in ein Theater.

Deutschland, Österreich und die Schweiz: In allen großen Städten heißt es: "Don't dream it, be it!". Gestern stoppte das bizarre Rock-Event im Essener Colosseum Theater – und um es schon gleich vorweg zu nehmen: man merkt ihm das Alter keine Sekunde lang an. Dass ein größerer Teil des Publikums in entsprechenden Kostümen zur Vorführung erscheint, mag den einen oder anderen Gast, der bis dato eher Klassisches im Essener Haus gewohnt war, etwas irritiert haben. Auch der Verkauf von Zubehörsets mit Reis, Ratschen, Wasserpistole oder Konfetti ist ja nicht unbedingt normal für ein Musical. Dem Wissenden war also gleich klar, dass die Show ähnlich wie eine Fan-Kino-Veranstaltung ein partyesques Happening werden würde – und dies gleich generationenübergreifend, da von grauhaarigen Senioren bis hin zu Grundschulkindern jede Altersklasse vertreten war.

Und noch während man gespannt auf den eigentlichen Beginn des Musicals wartet, werden auf einer Leinwand auf der Bühne Filmtrailer aus den 1950er Jahren gezeigt, die man heute wohlwollend als Trash bezeichnen würde: Tarantula, Ed-Wood-Schinken, eben B-Movies der ganz besonderen Art, die auch gleich im ersten Song thematisiert werden. Dann geht es Schlag auf Schlag: das frisch vermählte Brautpaar Brad und Janet hat nachts eine Autopanne und landet in einem verlassenen Schloss , um dort telefonisch Hilfe zu rufen – Handys gab es in den 70er Jahren nämlich noch nicht. Der Schlossherr entpuppt sich jedoch als sexgeiler Transvestit mit Korsett und Strapsen von einem anderen Planeten, der Menschen erschafft und sich auch ansonsten recht merkwürdig verhält.
Brad und Janet
Eigentlich ist die hanebüchene Story, die auch aus der Feder von Ed Wood hätte stammen können, völlige Nebensache. Wichtig ist zum einen das interaktive Mitmachen des Publikums an bestimmten Stellen, wovon in der Essener Aufführung auch ausführlich Gebrauch gemacht wurde, und natürlich die ohrwurmverdächtige Musik von Komponist Richard O'Brien. Die Songs sind schmissig, tanzbar und auf eine gewisse Weise auch zeitlos – der berühmte "Time Warp" aus dem Musical/Film gehört heute sicherlich zu den meistgespielten Liedern zu Halloween. Dies bedarf natürlich auch einer qualitativ guten Besetzung, welche die teilweise schon sehr anspruchsvollen Gesangspartituren gut rüberbringen kann.

Und genau hier leistet sich die Tour-Version von "The Rocky Horror Show" keinerlei Ausfälle. Matthew McKenna schwarwenzelt dermaßen lustvoll als Frank N. Furter über die Bühne, über Brad und über Janet, dass er schauspielerisch durchaus dem großen Tim Curry Paroli bieten könnte. Auch wenn sein Gesang vielleicht nicht ganz so verrucht daher kommen mag: Seine Stimme ist äußerst kraftvoll und packt wirklich jede Tonlage. Chapeau! Auch die Besetzung von Brad und Janet, Jon Hawkins und Daisy Wood-Davis, erweist sich als Glücksgriff für die Produktion, da beide den Film-Originalen stimmlich recht nahe kommen – besonders Janet ist auf der Bühne genauso quäkig wie im Kino, wobei die Rolle seinerzeit übrigens von Hollywood-Star Susan Sarandon gespielt wurde. Djalenga Scott als Magenta, Kerry Winter als Columbia und Ross Aldred als Riff Raff bilden ein infernalisches Trio, das die Songs zwar etwas freier interpretiert, aber dennoch stimmgewaltig auftrumpft. Der deutsche Schauspieler Klaus Nierhoff rundet das sympathische Ensemble als Erzähler, der auch spontan auf das Publikum reagieren kann, passend ab.

Wer sich aufgrund der zahlreichen englischen Namen in der Besetzungsliste etwas wundern sollte: Glücklicherweise hat man das Musical nicht eingedeutscht – alle Song- und Sprechtexte sind im Original belassen. Nur die kurzen Auftritte des Erzählers, der die Geschehnisse kurz zusammenfasst, sind in Deutsch. Eine Übersetzung wäre angesichts des Kult-Status der englischen Texte auch einem Sakrileg gleich gekommen. Schön auch, dass man den Darstellern auf der Bühne genug Freiraum zum Agieren lässt – die Kulissen sind zweckmäßig, die Beleuchtungstechnik nicht aufdringlich. Und der Gag, dass man die Kirche, in der Janet und Brad heiraten, als unglaublich schlechtes Modell, bei dem im Film ein Plastikbaum umkippt und von einer menschlichen Hand wieder aufgestellt wird, auf eine Leinwand im Hintergrund projeziert, ist nicht nur eine Verbeugung vor dem Großmeister des schlechten Films, Edward Wood Jr., sondern gleichzeitig auch eine charmante Anspielung auf die Goldene Zeit der B-Movies.

Das ganze Spektakel ist schließlich nach zwei kurzweiligen Stunden vorbei. Es gibt Standing Ovations, Jubelrufe und Forderungen nach einer Zugabe. Der ganze Boden des Colosseum Theater ist überfüllt mit Reis, Konfetti oder Toilettenpapier – die Besucher gehen mit einem Lächeln im Gesicht und einem Papphütchen auf dem Kopf nach draußen. Keine Frage, die musikalische Reise zum Planeten Transsexual in der Galaxie Transsylvania ist heute mehr denn je ein Riesenspaß für alle Generationen. Alle weiteren Informationen über die weiteren Tourdaten und Preise finden Sie unter www.rocky-horror-show.de.

The Rocky Horror Show

© parkscout/MV, Fotos: Thommy Mardo

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