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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
17.03.2011 | Freizeitparks | Kolumnen

Wucher im Phantasialand? Nein!


Jedes Jahr um die gleiche Zeit beginnt in den Social Networks der große Katzenjammer, wenn Freizeitparks ihre neuen Eintrittspreise bekannt geben. Besonders betroffen in diesem Jahr ist das Phantasialand, das ein System eingeführt hat, das zunächst einmal vor allem Familien mit kleineren Kindern zugute kommt. Hier wurde nämlich der Eintritt für Kinder von vier bis einschließlich 12 Jahren um 12,50 EUR gesenkt und schlägt nur noch mit 17 EUR zu Buche. Zwar hatten bis vor kurzem noch Kinder unter sieben Jahren freien Eintritt, aber dies war eine zeitlich begrenzte Sonderaktion, die daher nicht als Maßstab genommen werden kann.

Ab 13 Jahren hingegen ist der normale Erwachsenentarif fällig, der im Gegenzug um 3 EUR auf nun 37,50 EUR erhöht wurde – und hier liegt für viele nun der Stein des Anstoßes. Bei der Betrachtung des neuen Preises sollte man aber fairerweise erwähnen, dass der Park nach allen bisherigen Erfahrungen auf jeden Fall ohnehin erhöht hätte – vermutlich auf 35,50 EUR. Mit den restlichen 2 EUR dürfte die Finanzierung der Kinderkarten quersubventioniert werden, was selbst mir als Kinderlosem durchaus sozial erscheint. Hand aufs Herz: Familien mit Kindern haben in dieser Gesellschaft ohnehin schon entscheidende Nachteile – und diese sind nicht nur finanzieller Natur. Dass also mit dem neuen Preissystem vermutlich einigen Kindern damit ein Besuch des Parks überhaupt erst ermöglicht wird, würde ich also erst einmal positiv bewerten. Grundsätzlich stellt sich aber auch die Frage, wieviel ein Freizeitparkbesuch überhaupt wert ist? Und hier beschleicht mich das Gefühl, dass es da in Deutschland noch einiges nachzuholen gilt. Musicals mit Preisen jenseits der 100-EUR-Grenze melden ausverkaufte Häuser, die Fußballstadien sind voll trotz teurer Tickets, überall sieht man Menschen mit iPod, iPad oder iPhone, und von kostenpflichtigen Apps wollen wir gar nicht erst reden. Das Geld wird für jeden möglichen Schnickschnack ausgegeben – nur Freizeitparks dürfen am besten nichts kosten.

Machen wir uns doch nichts vor: die Erwartungshaltung der Besucher ist enorm hoch geworden. Die Zeiten, wo diese mit einem Kirmeskarussell oder veralteten Achterbahnen zufrieden waren, sind doch längst vorbei. Wer nicht das Neueste, Aufwändigste und Modernste bringt, wird langfristig nicht mehr oben mitspielen können. Wo früher die Anschaffung von Fahrgeschäften ein paar hunderttausend Euro gekostet hat, reden wir heute von Millionenbeträgen in zweistelliger Höhe. Auch dies kann nur mit steigenden Eintrittsgeldern bezahlt werden – man kann nicht Attraktionen auf dem Niveau von Disney oder Universal verlangen und Ticketpreise eines Indoor-Spielplatzes bezahlen wollen.

Umso bemerkenswerter scheint mir der jetzige Versuch des Phantasialands, die Betriebskosten auf die Besucher umzulegen, die sie in der Regel auch verursachen: Jugendliche und Erwachsenengruppen. Denn diese Gruppe ist es letztendlich, die nach neuen Thrill-Attraktionen verlangt und das Angebot des Parks am stärksten nutzt. Für die Familien mit kleineren Kindern ist diese Preisumstrukturierung ein finanzieller Segen, die es ihnen unter Umständen sogar erst jetzt ermöglicht, den Park gemeinsam zu besuchen. Kinderlose Erwachsene und Teenager dürften die Mehrkosten in der Regel problemlos wegstecken – notfalls wird halt eine App weniger im Monat auf das Handy geladen.

Bitte beachten
Die Texte der Kolumnen-Autoren sind deren persönliche Meinung und decken sich nicht zwangsläufig mit der Meinung der Redaktion Parkscout.

Autoreninfo Mike Vester

Mike Vester beschäftigt sich bereits seit seiner Jugend mit dem Thema Freizeitparks / Kirmes und gehört heute zu den wichtigsten Autoren der Parkscout-Fachredaktion. Sein Hang zu Polemik und Übertreibungen ist zwar legendär, aber wer genau hinhört, merkt schnell, daß er mit seinem Motto "zeitlos, stillos, geschmacklos" zwischen den Zeilen immer genau den Punkt trifft. Der frühere Kleinkunst-Texter ist überzeugter Fan von allem, was mit dem Thema "Disney" zu tun hat und läßt dies auf seine liebenswert schrullige Art auch sicherlich öfter in seine Kolumne einfließen. In diesem Sinne also: Immer vester druff...

© parkscout.de/MV

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