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Bitte beachten: Dieses ist ein klassischer Parkscout-Artikel, der bestmöglichst an das neue Layout angepasst wurde
11.08.2010 | Musicals und Shows | Magazin

Apollo Variete: Philip Simons "Abschiedstournee"


Wer dank Harry Wijnvoord und Marijke Amado noch immer das Klischee im Kopf haben sollte, dass Unterhaltungskünstler aus den Niederlanden die Kapillaren des guten Entertainment-Geschmacks auf das empfindlichste reizen, sollte noch schnell das Programm "Abschiedstournee" des holländischen Allround-Talents Philip Simon besuchen, das letzte Woche im Düsseldorfer "Roncalli's Apollo Variete" zu sehen war.

Mit laut eigenen Angaben über 2.000 Shows in den letzten sieben Jahren ist Simon beileibe kein Unbekannter mehr. Auftritte in den wichtigsten Variete-Theatern Deutschlands gehören genauso zu seiner Vita wie Nummern im bekannten Hamburger "Quatsch Comedy Club" oder eine eigene Radiosendung. Der quirlige Blondschopf überrollt die Besucher förmlich mit seinem gewaltigen Wortwitz und mit seiner Spielfreude. Seine satirischen Beobachtungen sitzen punktgenau, seine ironischen Speerspitzen treffen mitten ins Schwarze.

Wenn Simon über seine Airport-Erfahrungen spricht oder gute Tipps gibt, wie man bei seinem nächsten Urlaub im Flugzeug jede Menge Spaß haben kann, rollen einem im wahrsten Sinne des Wortes vor Lachen die Tränen aus den Augen. Und auch seine Erzählungen über die Toilettensituation auf südfranzösischen Raststätten oder seine Betrachtungen über die Logik des Aufbaus sanitärer Anlagen in den Zügen der Deutschen Bahn zeigen deutlich, dass Philip Simon mit seiner vielfältigen Mimik und Gestik nicht nur ein glänzender Erzähler von Anekdoten, sondern auch ein unglaublich guter Beobachter von Alltagssituationen ist. Aber es ist nicht nur die reine Comedy, die Simon beherrscht. In seinem aktuellen Programm verlässt er auch immer wieder die Pfade des üblichen Standup und streut plötzlich lupenreines politisches Kabarett in seine Show, bezieht Stellung zu gesellschaftlich relevanten Themen, um dann auf einmal unerwartet Close-Up-Zauberei oder ein wenig Smalltalk mit den anwesenden Besuchern einzuwerfen. Alleine diese Vielfältigkeit macht "Abschiedstournee" schon zu einem echten Geheimtipp – aber damit nicht genug. Wo viele seiner Kollegen die Banalität des Wortes zur Maxime erklärt haben und inhaltslose Phrasen zum Programm werden, sind die Geschichten des Philip Simon oft tiefgründiger als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag.

Dies liegt sicherlich auch daran, dass man dem Niederländer einfach glaubt, dass er nicht nur weiß wovon er redet, sondern dieses Reden auch so meint – inzwischen leider eine Rarität der deutschen Unterhaltung, bei der das Wort "Standpunkt" oft mit "Standup" ersetzt wird. Mit einem charmanten Lächeln, einem zwinkernden Auge und einem typisch holländischem Nuscheln übertritt Simon dabei niemals die Grenzen des guten Geschmacks, zeigt ein gehöriges Maß an Selbstironie und setzt dem deutschen Gast einen niederländischen Spiegel vor, dessen Bild näher an der Realität zu sein scheint als man zunächst glauben mag.

Besonders deutlich wird die Qualität von "Abschiedstournee" im letzten Teil des Programms, wenn Philip Simon die Besucher mit einer finalen, schon fast philosophischen Anekdote zu rühren weiß und damit die gesamte Bandbreite an Emotionen nach zwei mehr als kurzweiligen Stunden würdig abschließt. Wer übrigens Sorge haben sollte, dass der Wirbelwind aus Oranje in Zukunft nicht mehr auftreten wird, kann beruhigt werden. Der Titel des Programms soll nur die Menschen in die Theater ziehen frei nach dem Motto: "Philip Simon? Kenne ich zwar nicht – aber wenn das eine Abschiedstournee ist, sollte man den ja wenigstens einmal gesehen haben!". Die nächsten Termine und Auftritte finden Sie auf der Homepage von Simon unter www.philipsimon.com.

© parkscout/MV

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