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18.05.2010 | Musicals und Shows | Magazin
Cirque du Soleil: Varekai
Ikarus landet im Wald
Im blütenweißen Hauptzelt beginnt schließlich die Reise in eine seltsame Fabelwelt, die den Zuschauer auf den Gipfel eines Vulkans entführt, wo in einem dichten Wald die seltsamsten Wesen leben. Da wäre zum Beispiel "Ikarus", die bekannte Figur aus der griechischen Mythologie, die mit ihren Flügeln zu nah an die Sonne kam und gen Terra Firma stürzte. Oder "der Weise", ein in Schwarz gekleideter Denker mit einer leuchtenden Glühbirne auf dem Kopf. Auch "der Himmelsbeobachter", ein kleines Männchen mit Pflanzenrock, das gleich zu Beginn der Show versucht, mit Hilfe einer seltsamen Maschine die Töne des Waldes einzufangen, gehört zu diesem avantgardistischen Ensemble skurriler Persönlichkeiten, die da die Bühne des "Grand Chapiteau" bevölkern.
Die bisweilen etwas undurchsichtige Story von "Varekai" wird, wie könnte es anders sein, natürlich in Form von verschiedenen artistischen Darbietungen präsentiert, die in der ersten Halbzeit der Show noch ein wenig "gewöhnlich" daherkommen, um dann aber in der zweiten Hälfte umso beeindruckender ausfallen. Aus diesem Grunde sind die großen Highlights auch eher nach der Pause zu finden. Besonders erwähnenswert ist hier eine traumhaft schöne Luftakrobatik-Nummer, die gekonnt Poesie mit höchster körperlicher Anstrengung kombiniert, sowie das große Finale mit einer schier unglaublichen, temporeichen Darbietung an zwei Russischen Schaukeln. Neben vielen klassischen Zirkus- und Varietenummern wie Equilibristik oder Jonglage gibt es bei "Varekai" aber auch andere Künste zu bewundern, die man weniger häufig in einem Zirkus sieht. Dies gilt insbesondere für einen Georgischen Tanz und einen originellen Krückentanz.
Wassermeteore
Der Cirque du Soleil gilt als absoluter Ausnahmezirkus, der sich nicht nur einer kunstvollen Inszenierung verschrieben hat, sondern mit seinen Weltklasse-Artisten schon längst eine Institution auf seinem Gebiet geworden ist. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum "Varekai" vielleicht den hohen Ansprüchen, die man an eine Show dieses Kalibers stellt und angesichts der Eintrittspreise auch stellen muss, nicht in vollem Umfang entspricht. Im Vergleich zu anderen Produktionen der Kanadier kommt "Varekai" bis auf wenige Ausnahmen seltsam unspektakulär daher – die viel zu lange Eröffnungsszene, ungemein witzige, aber stilistisch unpassende Comedy-Einlagen und ein zu stark verklausulierter Handlungsfaden verhindern, dass der Zuschauer wirklich in die phantasievolle Vulkanwelt eintauchen kann.
Dies soll beileibe nicht heißen, dass es sich nicht lohnen würde, "Varekei" zu besuchen, ganz im Gegenteil – schließlich handelt es sich bei diesen Punkten ja um Kritik auf höchstem Niveau. Die Ausstattung der Bühne, die artistischen Leistungen und die gesamte Inszenierung mögen den Ansprüchen "größerer" Cirque-du-Soleil-Produktionen vor allem in den USA nicht gerecht werden – im Vergleich zu dem, was man jedoch ansonsten in Deutschland diesbezüglich zu sehen bekommt, sind und bleiben die Kanadier neben "FlicFlac" unerreicht.
"Varekai" läuft noch bis zum 6. Juni in Köln und vom 17. Juni bis 18. Juli in Frankfurt. Informationen zu den Showzeiten und Eintrittspreisen finden Sie unter: www.cirquedusoleil.com
© parkscout/MV, Bilder: Cirque du Soleil