GOP Variete Essen: FUNtastisch

"FUNtastisch" - bei der neuen Show des GOP Variete, die am gestrigen Mittwoch ihre Premiere in Essen feierte, ist der Name Programm. Was Regisseur Detlef Winterberg und seine Künstler hier geschaffen haben, gehört ganz ohne Zweifel zum Besten, was je im traditionsreichen GOP-Theater gezeigt wurde – eine große Wundertüte zum Staunen, Lachen und Spaßhaben, die keinerlei Schwächen offenbart und ganz im Gegenteil einen kurzweiligen Abend verspricht, der nur so vor Highlights strotzt.

Die Moderation des Programms übernimmt Zauberer und Comedian Bert Rex, der mit seinem Habitus entfernt an einen Finanzamt-Sachbearbeiter erinnert, dessen größter Wunsch es ist, vor einem großen Publikum aufzutreten. Seine Mischung aus brillanter Close-Up-Magic und scheinbar gescheiterten Tricks ist ein Drahtseilakt, der ihm mühelos gelingt – von brüllend komischen Nummern wie seinen Slow-Motion-Illusionen oder seinem indischen Seiltrick über eine schräge Gesangseinlage bis zu beeindruckenden Kartentricks reicht sein Repertoire, mit dem er mühelos von der ersten Minute an für gute Stimmung im Publikum sorgt. Ihm zur Seite steht Herr Riesling, ein Pantomime, der mit unglaublicher Körperbeherrschung die wahnwitzigsten Bewegungen anstellt – das Schlucken eines nicht vorhandenen Schwertes beherrscht er genauso virtuos wie den Moonwalk oder das Davonschweben mit einem Luftballon.

Auch bei den Artistik-Nummern reiht sich eine Top-Darbietung an die nächste. Den Anfang macht der Japaner Senmaru, der eine Teekanne auf einem Stück Holz balanciert oder sich mit Hilfe eines Pömpels und einer Wasserschale in eine Art "menschlicher Brunnen" verwandelt. Diese Kunstform, das "Edo-Daikagura", ist auf deutschen Variete-Bühnen recht selten – eine originelle Abwechslung. Inzwischen findet man bei jeder zweiten Artistik-Show eine Tuchnummer – allerdings sieht man selten eine derart elegante und ausdrucksstarke Interpretation dieser klassischen Nummer wie bei Iryana Pavlova, die sich in einem aufreizenden Korsett zu teils trauriger, teils aggressiver Musik immer passend in ihr Vertikaltuch wickelt und dabei wunderschöne Figuren zaubert. Man weiß zwar nicht genau, was Professor Wacko genau studiert hat, aber was der scheinbar ältere Herr mit dem grauen Vollbart am Trampolin vorführt, ist eine waghalsige Mischung aus Reckturnen, Stunts und Comedy-Einlagen, die punktgenau choreographiert sind und das Chaos zur Perfektion treiben. Ein Highlight der ganz besonderen Art hingegen ist das Trio "Black and White", welches die Bühne zum Schachbrett mit drei Königen macht und sich gegenseitig durch die Luft katapultiert oder atemberaubende Hand-auf-Hand-Akrobatik mit originellen Bewegungsabläufen zeigt. Ebenfalls avantgardistisch kommt die Nummer von Duomat daher – zwei junge Männer, die zu unruhigen Klanggebilden am chinesischen Mast umherwirbeln und die Grenzen der Physik scheinbar sprengen. Bodenständiger wird es dann mit Craig Reid, einem Elvis-Double, das zu den größten Hits des Kings Hula-Hoop-Reifen derart schnell kreisen lässt, dass einem schon vom Zuschauen schwindelig werden kann. Seine Darbietung ist temporeich, taktgenau und mitreißend – ein würdiger Abschluss eines wirklich grandiosen Programms.

Zusammengefasst erlebt man also bei einem Besuch von "FUNtastisch" die verschiedensten Facetten von Artistik auf Weltklasse-Niveau kombiniert mit einer charmant-witzigen Führung durch den Abend. Damit ist dem GOP etwas gelungen, was äußerst schwierig ist: ein rund zweistündiges Programm ohne Durchhänger und Füllnummern, das von Anfang bis Ende begeistert. Weitere Informationen zu den Preisen und Showzeiten finden Sie unter www.variete.de.