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08.09.2008 | Musicals und Shows | Magazin
GOP Variete Essen: "Wessels & Weiss"
Elena Shumskaya am Vertikalseil
Gleich die Auftaktnummer des ungleichen Paares – ein Tischtennis-Match, bei dem Wessels die Bälle seinem Kontrahenten anstatt mit einem Schläger mit Hilfe seines Mundes zurückschmettert – beweist sofort, daß die Chemie zwischen den beiden stimmt. Obwohl Jojo Weiss mit seinen Beatbox-Nummern und den sprachlichen Frontalangriffen auf die Lachmuskulatur den Hauptteil der Moderation übernimmt, ist sein Partner alles andere als ein Sidekick: alleine Wessels Jonglage mit sechs fußballgroßen Bällen, bei der er auch noch nebenbei seilhüpft, ist schlicht und ergreifend sensationell. Und wenn er im Outfit von Brandon Lee aus dem Film "The Crow" ein halbes Dutzend Metallfässer gleichzeitig auf der Bühne zum Tanzen bringt, dann ist das nicht nur ein artistisches, sondern auch gleichzeitig ein optisches Highlight des Programms – wobei ein größerer Teil des Publikums die Anspielung auf Alex Proyas Gothic-Filmklassiker aus dem Jahre 1994 wohl leider nicht verstehen wird.
Eine Equlibristik-Nummer der ganz besonderen Art präsentiert der Russe Eduard Gelazarov – seine tänzelnden Bewegungen und sein eleganter Ausdruck erinnern fast schon an eine klassische Ballett-Aufführung, für die er im Jahre 2006 mit dem europäischen Nachwuchspreis in Wiesbaden ausgezeichnet wurde. Ähnlich verspielt und mit viel Esprit zeigt Yelena Shumskaya eine Darbietung am Vertikalseil über den Tischen der Premierengäste, bei der sie in einem phantasievollen Kostüm katzengleich nach oben steigt, um sich im nächsten Augenblick wieder nach unten zu winden.
Terrence Price und Henning "Mc Coy" Pedersen zeigen eine ganz spezielle Art der Artistik, den sogenannten "Australian Knockabout", bei dem man sich gegenseitig umherwirft. Dies geschieht nicht nur mit einer gehörigen Prise Humor, sondern auch in so rasender Geschwindigkeit, daß man Mühe hat, den Verrenkungen und den Würfen mit den Augen folgen zu können. Langsamer, aber nicht weniger beeindruckend, geht es zu bei einer Vertikalstangennummer von Paul Hezfeld, der dabei einen chinesischen Mast erklimmt, um sich von oben hinabzustürzen und im letzten Moment des freien Falls wieder die Stange zu ergreifen. Physikalische Gesetzmäßigkeiten scheinen während dieser Nummer plötzlich nicht mehr zu gelten...
Der einzige Schwachpunkt in diesem ansonsten wieder sehr gelungenen Programm unter der Regie von Karl-Heinz Helmschrot ist eine Mischung aus Comedy und Illusionen des Franzosen Norbert Ferré. Auf der einen Seite ist seine chargierende Interpretation eines debil grinsenden Clowns zu Beginn der Darbietung einfach nicht witzig, auf der anderen Seite sind seine wirklich hervorragenden Fingerspiel-Tricks spätestens ab der fünften Reihe nicht mehr sonderlich gut zu erkennen und verpuffen daher völlig in der Wirkung. Trotzdem bleibt unterm Strich wieder einmal ein qualitativ exzellentes Programm, das kurzweilige Unterhaltung verspricht – und dies vor allem auch hält. Alle weiteren Informationen zu Preisen und Showzeiten finden Sie unter www.variete.de.
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