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25.01.2006 | Musicals und Shows | Magazin
Hans Klok - Phenomenon
"Phenomenon" heißt die neueste Show, mit der Klok gerade durch Deutschland auf Tour geht und am Montag in Krefeld gastierte. Daß eine riesige Eissport-Halle, die sicherlich für große Musikveranstaltungen hervorragend geeignet ist, für eine Illusionsshow, die ein gewisses Maß an Intimität benötigt, recht suboptimal ist, sei nur am Rande bemerkt. Daß Hans Klok in Deutschland sicherlich noch nicht den Bekanntheitsgrad eines David Copperfield hat und die Anzahl der vorhandenen Plätze in einer solchen Halle maßlos überzogen war, zeigte sich auch spätestens beim Beginn der Show, als klar wurde, daß mit viel gutem Willen nur etwas mehr als ein Drittel der Plätze belegt war. Weitere Stimmungskiller wie beleuchtete Treppen oder weit geöffnete Notausgangstore störten die für eine solche Show notwendige Atmosphäre auch erheblich.
Die Show selbst kann man nur als recht durchwachsen bezeichnen. Auf der einen Seite brillierte Klok mit einer wunderschönen Schwarzlicht-Nummer oder mit seinen „kleineren“ handwerklich hervorragenden Tricks, mit denen er zum Beispiel gerade in Efteling die Herzen der Besucher im Sturm erobern konnte. Doch gerade letztere haben einen gewaltigen Pferdefuß: Sie wirken nur in einer kleineren Halle, in der man von jedem Platz aus gut erkennen kann, was da gerade auf der Bühne passiert. In einer großen Eissport-Halle hingegen haben die Besucher auf den hinteren Plätzen schlicht keine Chance zu erkennen, was Klok gerade macht – es sei denn, sie waren klug genug, ein Opernglas mitzubringen. Warum hier keine Leinwände oder der vorhandene Videowürfel genutzt werden, ist schlicht unverständlich. Während also die vorderen Reihen, die anscheinend zum größten Teil von Fans des Magiers besetzt waren, den sympatischen Niederländer bei jeder Illusion frenetisch feierten, konnte man auf den hinteren Sitzplätzen bei diesen Nummern das Geschehen auf der Bühne nur erahnen.
Hans Klok ist "der schnellster Magier der Welt". Wenn man ihn bei seinen Großillusionen sieht, besteht daran keine Sekunde lang auch nur der geringste Zweifel. Wo andere einen Zaubertrick mit Showeinlagen und viel Gedönse in die Länge ziehen, geschieht dies bei ihm im Minutenrythmus. So beeindruckend dies auch am Anfang sein mag: Leider wiederholen sich die einzelnen Tricks recht schnell und wirken irgendwann dadurch fast schon ermüdend: Zu viele Illusionen haben etwas mit Kisten zu tun, in die Leute hinein- und herausgezaubert werden – der einzige nennenswerte Unterschied besteht leider zu oft nur in Form und Größe jener Kisten. Klok fliegt bei "Phenomenon" nicht über die Bühne, er läßt keine Autos verschwinden, er zeigt im Prinzip keine einzige Nummer, die den Besucher wirklich überrascht. Wobei: So stimmt das eigentlich nicht, da er in der zweiten Hälfte der Show recht unerwartet zum Mikro greift und eine hervorragende Interpretation von Tom Jones' "Kiss" zum besten gibt. Daß es dafür allerdings den größten Beifall während der gesamten Show gab, sollte dann doch etwas zu denken geben...
Um nun nicht komplett ins Negative zu verfallen: Es gab durchaus auch positive Aspekte von "Phenomenon". Die Bühnenbilder und die Lichttechnik waren für eine tourende Show durchaus überzeugend – ob im ägyptischen Look oder als Werkstatt eines großen Malers. Auch die wenigen Tanzeinlagen waren exzellent vorgetragen und originell choreographiert. Das größte Plus jedoch war Hans Klok selbst: Es gibt wohl nur ganz wenige Magier, die eine derart sympathische und charmante Ausstrahlung haben. Seine leider viel zu seltenen Anmoderationen gehörten klar zu den Highlights des Abends – vielleicht wäre es besser gewesen, auf die eine oder andere Illusion zu verzichten und dafür noch stärker den Kontakt mit dem Publikum zu suchen, denn das ist neben der Schnelligkeit auch eine weitere Stärke von Klok.
Fazit
"Phenomenon" ist ein zweischneidiges Schwert – vor allem, wenn es in einer dafür schlicht nicht ausgelegten Location präsentiert wird. Was nutzt die beste Stand-Up-Magie, wenn ein Großteil des Publikums sie nicht wirklich sehen kann – und was nutzt die größte Schnelligkeit, wenn sich das Grundkonzept der Illusionen zu oft wiederholt? Zurück blieb irgendwie ein Gefühl der Enttäuschung und die Ahnung, daß es so viel besser hätte sein können. Schade für die Besucher und vor allem auch schade für Hans Klok selbst...
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