19.12.2012 | Magazin | Musicals und Shows
Highlig Abend bei FlicFlac
Es wird dunkel im Zelt und aus dem Licht erscheint ein singender Engel, der das Programm besinnlich einläutet: So begann gestern gegen 20 Uhr die umjubelte Premiere der neuen Show "Highlig Abend" des Weihnachtscircus von FlicFlac vor den Dortmunder Westfalenhallen.
Der Zuschauer lehnt sich gemütlich zurück, nimmt den Geruch von gebrannten Mandeln wahr, die im Vorraum verkauft werden und spürt den Geist des kommenden Festes – um sich im nächsten Augenblick mit den Fingernägeln in den Sitz zu krallen, wenn der Amerikaner Alain Alegria zu Rammsteins "Engel" hoch über der Manege eine Trapeznummer zeigt, deren Spannungsbogen problemlos an Hitchcocks Psycho heranreicht.
Er schwingt dabei auf seiner Luftschaukel hin und her, manchmal nur frei auf einem Bein stehend, manchmal auf einem bedrohlich wackelnden Stuhl sitzend. Dies alleine wäre schon imposant genug, wäre da nicht der Umstand, dass Alegria ohne jegliche Sicherungen arbeitet: Kein rettendes Seil und kein Netz, das bei einem Fehltritt oder einer Unachtsamkeit den Artisten vor einem Absturz bewahren könnte. Dem Zuschauer stockt der Atem, und so manches Augenpaar verschwindet ängstlich hinter einer Hand. Was für ein Auftakt der neuen Show! Zeit zum Durchatmen bleibt kaum, denn direkt im Anschluss fegt Giorgio über die Bühne, ein 23jähriger Tscheche, der die Kunst der Diavolo-Jonglage auf die Spitze treibt: Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit lässt er die Kegel durch die Luft wirbeln, fängt sie wieder auf und formt mit ihnen rotierende Figuren, wie man es nur selten sieht.
Nicht neu, aber jedes Mal aufs Neue beeindruckend, sind die fliegenden Motorräder von AirFours, die bereits im letzten Jahr in Dortmund zu sehen waren. Dabei schießen die Fahrer aus dem Zuschauerbereich in die Zeltspitze, um auf der anderen Seite sicher auf einer Rampe zu landen. Gesetze der Physik scheinen hier genauso ausgehebelt zu werden wie bei der Todesrad-Nummer von Makhudbek und Nursultan Suanbekov, eine Spezialität von FlicFlac, die bei keinem Programm fehlen darf. Die beiden russischen Brüder wagen sich übrigens auch mit ihrer Partnerin Sayrakan Suanbekova auf das Hochseil, wo sie verschiedene Balance-Akte zeigen – natürlich, und Sie ahnen es vermutlich, ohne Netz und doppelten Boden. Nervenkitzel pur! Und wenn plötzlich eine große Rakete an der höchsten Stelle des Zeltes befestigt wird und mit lautem Getöse beginnt, über der Manege zu kreisen, ist dies der Startschuss für eine Trapez-Nummer der ganz besonderen Art, die man schlecht in Worte fassen kann und einfach gesehen haben muss. Nur soviel: Pablo Garcia klinkt sich dabei mit seinen Füßen in die fliegende Rakete ein und hält mit seinen Zähnen ein Trapez, an dem seine Frau Vicky mit nur einem Fuß hängt und durch die Luft kreist – das Publikum hält den Atem an.
Doch auch die eher ruhigeren Nummern von "Highlig Abend" überzeugen auf ganzer Linie: Eine sehr schöne Kombination aus Live-Gesang von Jean Pearl und einer Pole-Darbietung von Elena Shapova laden zum Träumen ein, eine ausgefallene Partner-Equilibristik der Iroshnikovs zeigt, zu welchen Höchstleistungen der menschliche Körper fähig ist, und der Engländer Steve Rawlings lässt die Zuschauer bei seinen Comedy-Jonglagen herzhaft lachen. Außerdem dürfen sich die Besucher noch auf eine Art "Doppeltes Pas des Deux" der Gruppe SerBat aus Kasachstan freuen oder sich über die Zielgenauigkeit von Ben Blaque wundern, der sich mit einer Armbrust selbst einen Apfel vom Kopf schießt. Eine temporeiche Nummer am Reck der Jouravel Truppe rundet das artistische Weihnachtsmenü von FlicFlac in Dortmund schließlich ab.
Der 1989 von Benno und Lothar Kastein gegründete Circus bleibt sich auch bei seinem Dortmunder Weihnachtsgastspiel treu – und das ist gut so! Die Musik, diesmal unter anderem Songs von Rammstein und The Prodigy, wummert aus den Lautsprechern und verbannt jegliche Form nostalgischen Kitsches in die ausgediente Plüschwelt von Oma und Opa. Zusammen mit den manchmal an Steam Punk erinnernden Kostümen, der ausgefeilten Beleuchtungstechnik und eben jenen oft bis an die Grenze gehenden Artistik-Darbietungen ist jedes Programm von FlicFlac ein Gesamtkunstwerk, das einfach mitreißt. Standing Ovations nach der gelungenen Premiere zeigen: Die Zuschauer haben nicht nur "Highlig Abend" gesehen, sondern eben auch einen "Highlight Abend" erlebt.
Der Zuschauer lehnt sich gemütlich zurück, nimmt den Geruch von gebrannten Mandeln wahr, die im Vorraum verkauft werden und spürt den Geist des kommenden Festes – um sich im nächsten Augenblick mit den Fingernägeln in den Sitz zu krallen, wenn der Amerikaner Alain Alegria zu Rammsteins "Engel" hoch über der Manege eine Trapeznummer zeigt, deren Spannungsbogen problemlos an Hitchcocks Psycho heranreicht.
Er schwingt dabei auf seiner Luftschaukel hin und her, manchmal nur frei auf einem Bein stehend, manchmal auf einem bedrohlich wackelnden Stuhl sitzend. Dies alleine wäre schon imposant genug, wäre da nicht der Umstand, dass Alegria ohne jegliche Sicherungen arbeitet: Kein rettendes Seil und kein Netz, das bei einem Fehltritt oder einer Unachtsamkeit den Artisten vor einem Absturz bewahren könnte. Dem Zuschauer stockt der Atem, und so manches Augenpaar verschwindet ängstlich hinter einer Hand. Was für ein Auftakt der neuen Show! Zeit zum Durchatmen bleibt kaum, denn direkt im Anschluss fegt Giorgio über die Bühne, ein 23jähriger Tscheche, der die Kunst der Diavolo-Jonglage auf die Spitze treibt: Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit lässt er die Kegel durch die Luft wirbeln, fängt sie wieder auf und formt mit ihnen rotierende Figuren, wie man es nur selten sieht.
Flugzeuge im Zelt
Aber ist FlicFlac nicht auch gerade dafür bekannt, neue Wege zu gehen und Dinge zu zeigen, die man in einer Circusmanege noch nie gesehen hat? Im vergangenen Jahr war es eine poetische Balance mit Palmästen, und in diesem Jahr übernimmt der Deutsche Daniel Golla den Part des artistischen "Paradiesvogel", der das schwarz-gelbe Zelt in eine Flugakrobatikschau verwandelt. Sein "Partner" für diese Nummer ist ein Leichtmodellflugzeug, das er mit einer Fernsteuerung und einer unfassbaren Präzision derart durch die Lüfte schießen lässt, das man nach kurzer Zeit glaubt, es wäre ein lebendes Wesen. Golla tanzt mit seinem Flugzeug, lässt es Pirouetten drehen oder über den Köpfen der Zuschauer schweben – einfach eine wunderschöne Darbietung und gleichzeitig ein Novum in der Manege.Nicht neu, aber jedes Mal aufs Neue beeindruckend, sind die fliegenden Motorräder von AirFours, die bereits im letzten Jahr in Dortmund zu sehen waren. Dabei schießen die Fahrer aus dem Zuschauerbereich in die Zeltspitze, um auf der anderen Seite sicher auf einer Rampe zu landen. Gesetze der Physik scheinen hier genauso ausgehebelt zu werden wie bei der Todesrad-Nummer von Makhudbek und Nursultan Suanbekov, eine Spezialität von FlicFlac, die bei keinem Programm fehlen darf. Die beiden russischen Brüder wagen sich übrigens auch mit ihrer Partnerin Sayrakan Suanbekova auf das Hochseil, wo sie verschiedene Balance-Akte zeigen – natürlich, und Sie ahnen es vermutlich, ohne Netz und doppelten Boden. Nervenkitzel pur! Und wenn plötzlich eine große Rakete an der höchsten Stelle des Zeltes befestigt wird und mit lautem Getöse beginnt, über der Manege zu kreisen, ist dies der Startschuss für eine Trapez-Nummer der ganz besonderen Art, die man schlecht in Worte fassen kann und einfach gesehen haben muss. Nur soviel: Pablo Garcia klinkt sich dabei mit seinen Füßen in die fliegende Rakete ein und hält mit seinen Zähnen ein Trapez, an dem seine Frau Vicky mit nur einem Fuß hängt und durch die Luft kreist – das Publikum hält den Atem an.
Doch auch die eher ruhigeren Nummern von "Highlig Abend" überzeugen auf ganzer Linie: Eine sehr schöne Kombination aus Live-Gesang von Jean Pearl und einer Pole-Darbietung von Elena Shapova laden zum Träumen ein, eine ausgefallene Partner-Equilibristik der Iroshnikovs zeigt, zu welchen Höchstleistungen der menschliche Körper fähig ist, und der Engländer Steve Rawlings lässt die Zuschauer bei seinen Comedy-Jonglagen herzhaft lachen. Außerdem dürfen sich die Besucher noch auf eine Art "Doppeltes Pas des Deux" der Gruppe SerBat aus Kasachstan freuen oder sich über die Zielgenauigkeit von Ben Blaque wundern, der sich mit einer Armbrust selbst einen Apfel vom Kopf schießt. Eine temporeiche Nummer am Reck der Jouravel Truppe rundet das artistische Weihnachtsmenü von FlicFlac in Dortmund schließlich ab.
Impressionen aus "Highlig Abend":
Der 1989 von Benno und Lothar Kastein gegründete Circus bleibt sich auch bei seinem Dortmunder Weihnachtsgastspiel treu – und das ist gut so! Die Musik, diesmal unter anderem Songs von Rammstein und The Prodigy, wummert aus den Lautsprechern und verbannt jegliche Form nostalgischen Kitsches in die ausgediente Plüschwelt von Oma und Opa. Zusammen mit den manchmal an Steam Punk erinnernden Kostümen, der ausgefeilten Beleuchtungstechnik und eben jenen oft bis an die Grenze gehenden Artistik-Darbietungen ist jedes Programm von FlicFlac ein Gesamtkunstwerk, das einfach mitreißt. Standing Ovations nach der gelungenen Premiere zeigen: Die Zuschauer haben nicht nur "Highlig Abend" gesehen, sondern eben auch einen "Highlight Abend" erlebt.
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